Apple kauft sich in China ein

Apple kauft sich in China ein. Am vergangenen Donnerstag (12.05.2016) hat Apple mitgeteilt, dass man sich mit 1 Mrd. US Dollar (885 Millionen €) am chinesichen Uber-Konkurrenten Didi Chuxing beteiligen wird und Apple kauft sich damit in China ein. Dies ist der größte Einzel-Deal überhaupt nach dem Kauf des Kopfhörer-Herstellers Beats und Apple ist nun auch der größte Investor von Didi Chuxing.
Doch wer ist Didi Chuxing überhaupt und wieso macht Apple das? Was sind die Hintergründe? Hierzu eine Analyse.

Wer ist Didi Chuxing?

Didi Chuxing (früher Didi Kuaidi) ist ein Unternehmen welches Fahrten mit privaten Fahrzeugen und Taxis vermittelt. So wie Uber oder Lyft. Im Gegensatz zu Uber versucht Didi jedoch nicht an allen Fronten Kriege zu eröffnen und zu führen sondern versucht auch, sich mit seinen „Wettbewerbern“ zu verbünden. So hat Didi z. B. seine Anwendungsplattform für die etablierten Taxi-Unternehmen geöffnet und arbeitet mit diesen bei der Vermittlung von Fahrten zusammen.  Es geht sogar soweit, dass Didi seine Gewinne mit Taxi-Unternehmen teilt – so wie dies in Shanghai mit dem dortigen Taxiunternehmen Haibo gemacht wird. Didi wird derzeit mit 25 Mrd. $ bewertet, arbeitet in 400 Städten in China wobei sie in 200 mit Gewinn arbeiten und dort jeweils 99 Prozent Marktanteil am örtlichen Taxi-Vermittlungs-Geschäft haben. Jeden Tag vermittelt Didi 11 Millionen Fahrten und hat einen Marktanteil von 87 Prozent am gesamten Geschäft für die Vermittlung von Fahrten in China.

Was hat Apple davon?

Apple kauft sich App-Wissen ein.

Didi Chuxing hat inzwischen viel Erfahrung mit der Entwicklung und dem Betrieb von Apps, die Ride-Sharing-Services ermöglichen. Die Verknüpfung von Location-based Services, Karten, Buchungen und Bezahldiensten. Dieses Know-How kann nun Apple mit seinem Kartendienst und Apple Pay Know-How zusammenbringen um hier ein weltweit konkurrenzfähiges Produkt zusammenzustellen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist Erfahrung mit Services zu sammeln. Apple hat zwar mit iTunes, iCloud und iBooks bereits Services am Start – doch es ist ein offenes Geheimnis das Apple hier Nachholbedarf hat. Der Erfolg der Services von Apple lässt zu wünschen übrig und man kann hoffen, dass hier entsprechendes Know-How aufgebaut werden kann.

Der politische Grund.

Für Apple läuft in China derzeit nicht alles perfekt. Im letzten Quartal gingen die Umsätze um 27% zurück. Außerdem kämpft Apple mit der Zensur in China. Jüngstes Beispiel: das Abschalten von iTunes sowie iBooks im April 2016. Aber: China ist der zweit wichtigsten Markt für Apple. Allein 2015 hat Apple dort einen Umsatz von 59 Mrd. $ gemacht. Um dies alles wieder ins Lot zu bringen reiste Tim Cook heute nach China um dort mit wichtigen Vertretern der chinesischen Regierung zu sprechen. Und dabei macht es natürlich Eindruck wenn man sagen kann, man hat gerade eine Milliarde US$ in ein chinesisches Unternehmen investiert.

Apple legt die Grundlagen für einen Markt für sein apple.car.

Für viele Analysten ist klar, wie wir uns zukünftig fortbewegen: in autonomen Fahrzeugen die von Mobilitätsfirmen wie Uber, Lyft oder Didi Chuxing betrieben werden. Diese Mobilitätsfirmen forschen bzw. bauen sich entweder ihre eigenen autonomen Fahrzeuge wie dies z. B. Uber versucht oder er werden Allianzen mit Fahrzeugbauern geschlossen. Lyft hat dies getan: man hat sich erst kürzlich mit General Motors zusammen getan. Und das Apple mit dem Projekt Titan an einem autonomen Fahrzeug forscht bzw. entwickelt ist inzwischen nicht nur in der Branche ein offenes Geheimnis. So verwundert es nicht, dass Apple nun mit Didi Chuxing einen potentiellen Abnehmer für sein autonomes Auto „gekauft“ hat. Und Didi muß nicht selbst ein solch autonomes Auto entwickeln. Man darf nicht vergessen, dass es hier auch um den derzeit potentiell größten Markt der Welt geht – mit über 1,3 Mrd. Einwohnern und damit auch potentiellen Nutzern dieser Mobilitätsdienste.  Was vielleicht auch nicht jedem bekannt ist – Didi Chuxing hat sich vergangenes Jahr mit 100 Millionen Dollar bei Lyft eingekauft. Beide haben ihre Apps „verbunden“. So können nun Chinesen mit ihrer Didi App Lyft Fahrzeuge in den USA verwenden sowie US Amerikaner dies in China mit Didi Fahrzeugen tun.

In China ist es im übrigen so, dass der Besitz eines Autos mehr kostet als alle notwendigen Fahrten mit dem Taxi zu erledigen. Insofern gibt es in China auch nicht den „Zwang“ unbedingt ein Auto zu besitzen. Und dies kann solchen Fahrdiensten zu einem schnelleren Erfolg verhelfen, als dies in Ländern möglich ist, bei denen der Besitz eines eigenen Autos „günstiger“ ist als z. B. in China. Es gibt hierzu auch eine Statistik die besagt, dass in China eine Million Taxis den kompletten Mobilitätsbedarf aller 1,3 Milliarden Chinesen decken könnte. Interessant.

Fazit

Es gibt viele Gründe für Apple diesen Deal abzuschließen. Und das dieser für Apple wichtig ist zeigt alleine die Tatsache, das der Deal in nur 22 Tagen durchgezogen wurde. Vom ersten Kontakt bis zum Abschluß mit der entsprechenden Ad-hoc Mitteilung. Beeindruckend.
Und für Uber wird die Luft dadurch sehr viel dünner – sowohl in den USA als auch in China. Man darf gespannt sein.